Geschichte des Qi Gong
Je nach Quelle reicht der Ursprung des Qi Gong bis ins dritte Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurück. Verbrieft und schriftlich dokumentiert ist das Qi Gong vor etwas mehr als 2000 Jahren. Zu jener Zeit war der Begriff „Qi Gong“ noch unbekannt, an seiner Stelle wurden verschiedene Umschreibung von Zuständen beziehungsweise Aktivitäten verwendet, so zum Beispiel das "Dao Yin“ oder "Yang Sheng". "Dao Yin" bezeichnet die Funktion, das Qi zu leiten, d.h. durch den Körper zu begleiten. "Yangsheng" bedeutet "Techniken zur Lebenspflege".

Der Name „Qi Gong“ soll im 4. Jh. n.  Chr. von einem Daoisten mit Namen Xu Sun benutzt worden sein. Als mehr gesichert gilt, dass der Begriff in der Ming-Dynastie (14. - 17. Jh.) Verbreitung fand. Aber erst im 20.  Jahrhundert ist er in verschiedenen schriftlichen Dokumenten und Werken zu finden. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts wird Qi Gong offiziell als Gattungsbegriff für Bewegungs-, Selbstheilungs- und Meditations-Methoden angewendet. Über die Entstehung des Qi Gong ranken sich die verschiedensten Mythen und Legenden. Die bäuerliche Struktur und das einfache Leben dürften das Entstehen von Methoden und Techniken erleichtert haben, die dazu dienten, die Gesundheit zu pflegen. Offen bleibt, wie sich solche Entwicklungen innert nützlicher Frist in diesem riesengroßen Reich der Mitte über weite Landstrecken ausbreiten konnten.
Sicher ist, dass Völker, die in ihrer Geschichte vollständig von der Agrar- und Jagdwirtschaft lebten, besondere Kenntnisse über die Natur und ihre Prozesse entwickelten und wussten, wie sie dieses Wissen für das Überleben nutzen konnten. So lernten sie von der Wirkungsweise der Pflanzen und dem Verhalten der Tiere. Die Natur war ihr Lehrmeister.
Etliche Formen und Übungen des Qi Gong tragen denn auch Tiernamen. Schrittfolgen und Körperhaltung imitieren das Verhalten bestimmter Tiere wie der Affen, Tiger oder der Kraniche. Die Frage stellt sich, wieweit die im Schamanismus zentralen Ritualtänze Urvorläufer von Qi Gong Übungen waren. Durch die Imitation von Bewegungen und Positionen lernten die Menschen von den Tieren bestimmte Fertigkeiten wie Kraft, Geschmeidigkeit und Gleichgewicht. Es darf deshalb als gesichert angenommen werden, dass am Anfang des Qi Gong die Beobachtung der Natur und Tiere standen.
Die wohl wichtigste Quelle des historischen Qi Gong ist ein Seidentuch, das aus dem Grab von König Ma, der im 2. Jh.  vor unserer Zeitrechnung lebte, stammt. Auf dem Tuch sind 44 Körperübungen aufgezeichnet, die alle wesentlichen Merkmale unseres heutigen Qigong darstellen. Die einzelnen Bilder zeigen typische Körperhaltungen im Stehen, Sitzen und Liegen. Im 6 Jh. v. Chr. taucht der Begriff „Dao Yin“ im Zusammenhang mit heilender Kraft auf.

„Nei Jing“, der „lnnere Klassiker des Gelben Kaisers“ erwähnt das Dao Yin als Mittel zur Heilung von verschiedenen Krankheiten. Nei Jing soll um die 200 v. Chr. entstanden sein. In einem weiteren Klassiker, dem „Tao-Te-King“ (Daodejing), das Laotse zugeschrieben wird und im 3. Jh. v. Chr. entstanden sein soll, wird das Qigong und seine heilende Kraft ebenfalls erwähnt. Eingehende Beschreibungen sind jedoch erst viel später in daoistischen Werken um das 12. Jh. zu finden.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Qi Gong insbesondere in den Klöstern weiterentwickelt und ist zum festen Bestandteil der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) geworden.